Dr.in Marion Schulze
„Mich haben am meisten Menschen geprägt, bei denen
ich gemerkt habe, dass sie ein Herz für Menschen haben,
die in irgendeiner Weise Hilfe brauchen.“
Marion Schulze ist seit 1984 hier an der Universität Magdeburg. Sie hat zwei Jahre Rehabilitationspädagogik in Magdeburg studiert. Nach dem Studium hat sie als Forschungsstudentin an der damaligen Pädagogischen Hochschule gearbeitet. Als Mitarbeiterin war sie dann im Wissenschaftsbereich Sonderpädagogik, Sektion Sonderpädagogik/Sonderschulamt tätig. Nach der Wende bekam sie einen neuen Bereich: die Frühförderung von Kindern mit Entwicklungsstörungen. Mit der Wiedereinführung der Lehramtsausbildung an der OVGU im Jahr 2003 im Bachelor- und Mastersystem wurde das Angebot „Inklusionspädagogik“ (mit Pflichtfach: Sonderpädagogik) für Lehramtsstudierende eingeführt. Zudem hat sie viele Angebote für Studierende entwickelt, die praktische Einblicke in dem Bereich ermöglich(t)en.
Im Zeitraum von 2006 bis 2021 war sie Beauftragte für Menschen mit Behinderung der OVGU für Studierende.
Was begeistert Sie an Ihrer beruflichen Tätigkeit?
Ich wollte ursprünglich mit Schülerinnen und Schülern arbeiten, habe mich dann aber für die Arbeit mit Studierenden entschieden. Es macht mir einfach Spaß, Studierenden etwas beizubringen und mit ihnen gemeinsam einen Gegenstand abzuarbeiten: gemeinsam gucken, wo es hingehen kann. Studierende sind interessiert, wollen etwas lernen. Außerdem kann man mit jungen Menschen arbeiten und kommunizieren. Generell bin ich fasziniert von der Rehapädagogik und von den Möglichkeiten, was heute alles durchführbar ist und wie man helfen kann. Bis heute bin ich in der Erwachsenenpädagogik verortet. Das ist total wichtig, weil der allgemeinpädagogische Bereich und Inklusion nicht im Rehakontext stehen. Ich denke, im wissenschaftlichen Kontext sollte der inklusive Gedanke aber in anderen Fachbereichen auch immer einbezogen werden.
Was würden Sie Ihrem jüngeren Ich mit auf den Weg geben?
Ich würde immer eine bessere Balance schaffen, was ich mit ehrgeizigen Zielen erreichen möchte. Ich würde raten, sich mehr damit zu beschäftigen, was die eigene Persönlichkeit eigentlich interessiert. Das fasziniert mich an der heutigen Generation sehr. Früher lebte man nach dem Motto: immer erst die Arbeit, die Freizeitgestaltung kommt immer an zweiter Stelle.
Was würden Sie jungen Frauen raten, die eine ähnliche Laufbahn einschlagen möchten wie Sie?
Ich würde raten, in eine Einrichtung zu gehen, in der man eine sonderpädagogische Qualifikation erhält. An der OVGU studiert man Bildungswissenschaften, die Sonderpädagogik ist nur ein winziger Teil davon. Wer wirklich in dem Bereich arbeiten möchte, sollte in eine Institution gehen, in der man Sonderpädagogik als Fachrichtung studiert. Zudem würde ich, um dem modernen Anspruch in Bezug auf Inklusion gerecht zu werden, in eine pädagogische Einrichtung gehen, in der man geistige Behinderung stärker integrieren kann (z.B. in Schule, Beruf) und sonderpädagogische Wege nicht mehr separiert denkt. Da gibt es mehrere Ansatzpunkte. Man muss bei den Studierenden mehr Bewusstsein dafür schaffen, dass sie viele Berührungspunkte mit dem Thema Inklusion haben. Zum einen kann die Integration in den ersten Arbeitsmarkt besser ausgeschöpft und integriert werden. Zum anderen muss man Schulen inklusiver denken, elitäres Denken weiter abschaffen und generell den inklusiven Ansatz mehr etablieren. Hierfür können Inklusionsprojekte gefördert werden, die wissenschaftliche Erkenntnisse über gelungene Inklusionsansätze zeigen. Man muss den Unterricht anders machen, ihn so gestalten, dass er für alle in Ordnung ist. Wenn man das verstanden hat, dann kann man gut in die Praxis gehen.