Gast-Prof.in Dr.in Tina Jung

Box-Jung

„Wissenschaftliche Neugier und Mut,

sich neuen Themen zuzuwenden.“

 

Tina Jung hat 2016 an der Philipps-Universität Marburg im Rahmen des interdisziplinären Promotionskollegs „Geschlechterverhältnisse im Spannungsfeld von Arbeit, Organisation und Demokratie“ mit einer Arbeit über das Verständnis von „Kritik“ und „Politik“ in Kritischer Theorie und in feministischer Theorie promoviert. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin ist sie seitdem an der Justus-Liebig-Universität Gießen tätig. Sie hat mehrere Forschungsprojekte im Themenfeld Ökonomisierung, Selbstbestimmung und Gewalt in der Geburtshilfe geleitet. Ihr Wissenschafts-Praxis-Kooperationsprojekt „The Future of Labour“ wurde 2018 im Rahmen des nationalen Hochschulwettbewerbs vom BMBF und WiD als eines der drei Gewinnerprojekte ausgezeichnet.

Sie arbeitet daneben zu sozial-ökologischer Transformation, feministischer Theorie, Care-Arbeit, geschlechtsspezifischer Gewalt und Gesundheit. Als Dozentin bildet sie u. a. werdende Hebammen in den Grundlagen der Sozialwissenschaften.

Tina Jung kam als zweite Inhaberin der Marianne-Schminder-Gastprofessur mit der Teildomination Geschlechterforschung an die OVGU. Von Dezember 2021 bis November 2023 lehrte und forschte Sie zu Themen sozialwissenschaftlicher Geschlechterforschung der Fakultät für Humanwissenschaften. Sie gründete den fakultäts- und fachübergreifenden Lektürekreis „Gender Studies und feministische Bewegungen“ und war Veranstalterin sowie Kooperationspartnerin für eine Reihe wissenschaftlicher Veranstaltungen und Vorträge. An der OVGU leitete Sie das DAAD-geförderte Projekt „Genderkompetente Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (2023-2024).

Die Studierenden der FHW nominierten Tina Jung zweimal in Folge für den Lehrpreis der OVGU.

 

Warum haben Sie sich für die OVGU entschieden?

Die Ausschreibung der Marianne-Schminder-Gastprofessur war dank der disziplinären Offenheit sehr interessant für mich. Denn ich bin zwar als Politikwissenschaftlerin disziplinär in den Sozialwissenschaften verankert, bewege mich mit meinen Arbeitsschwerpunkten jedoch oft fächerübergreifend, interdisziplinär und im Wissenschafts-Praxis-Dialog. Die Marianne-Schminder-Gastprofessur zielte auf die weitere Entwicklung des Forschungsprofils von Wissenschaftler*innen unter Einbezug von „Geschlecht“ und auf die Etablierung von Geschlechterforschung in vielfältigen Kontexten der OVGU. Das war eine spannende Möglichkeit für meine persönliche Karriereentwicklung und für die Frage: Was kann ich mit Perspektiven der Geschlechterforschung einbringen, ganz konkret hier am Standort und innerhalb des Profils der OVGU?

Darüber hinaus hat mich angesprochen, wie sich die OVGU präsentiert und ihr Leitbild „Zusammen die Welt neu denken“ mit Leben füllt. Ich habe die Arbeitsatmosphäre in der Verwaltung, mit Kolleg*innen und mit Studierenden an der OVGU überwiegend als sehr gemeinschaftlich, kommunikativ und offen erlebt.

 

Was würden Sie jungen Frauen raten, die eine ähnliche Laufbahn einschlagen möchten wie Sie?

Der eigenen Wahrnehmung und Neugier zu vertrauen, wenn sich neue Forschungsfragen auftun. Sich den Forschungsthemen zuzuwenden, die man für relevant erachtet, auch wenn diese unter rein strategischen Gesichtspunkten vielleicht zu einem bestimmten Zeitpunkt weniger karriereförderlich zu sein scheinen als andere – das kann sich ändern, und man kann Teil dieser Veränderung sein! Ich denke, dass zukunftsorientierte Wissenschaft viel mit Begeisterung und Leidenschaft zu tun hat, und Mut braucht, dafür auch mal neue Wege zu gehen.

Wissenschaft als berufliche Laufbahn einzuschlagen ist – zumal als Mutter oder, wenn man Sorgeverpflichtungen hat – allerdings auch ein sehr risikoreiches Unterfangen. Da ist es wichtig, sich Strukturen und Kontexte zu suchen, in denen Wertschätzung, wechselseitige Unterstützung und Entlastung stattfinden können.

Mir tut es außerdem gut, dass ich in meinem Leben auch Menschen habe, die nichts mit Wissenschaft zu tun haben – das würde ich auch empfehlen, das rückt manchmal die Dinge zurecht!

 

Woran erinnern Sie sich gern zurück?

Ich erinnere mich insgesamt gern an die zwei Jahre in Magdeburg und an der OVGU zurück. Ich habe tolle, engagierte Menschen in Wissenschaft, Politik und Gesellschaft kennengelernt, habe viel über Sachsen-Anhalt gelernt und es sind freundschaftliche Kontakte entstanden, die über die Gastprofessur hinaus Bestand haben.

Zu meinen persönlichen Highlights zählt u. a. meine Antrittsvorlesung. Es hat mich sehr gefreut, dass so viele Menschen aus unterschiedlichen Bereichen und aus unterschiedlichen Statusgruppen da waren. Auch die Wertschätzung der Studierenden hat mich sehr berührt.

 

Letzte Änderung: 27.06.2024 - Ansprechpartner: Webmaster