Prof.in Dr.in Birgitta Wolff

Box-Wolff

 

„Plane nicht zu früh zu kurzfristig.“

 

Birgitta Wolff absolvierte eine Banklehre, bevor sie in Witten/Herdecke Wirtschaftswissenschaften und Philosophie studierte. Nach ihrem Diplom promovierte und habilitierte sie in München. Im Jahr 1998 übernahm sie eine Lehrstuhlvertretung an der Magdeburger Universität, wo sie 2000 den Ruf auf die Professur für Betriebswirtschaftslehre und Internationales Management annahm. Von 2010 bis 2011 bekleidete Birgitta Wolff das Amt der Kultusministerin und von 2011 bis 2013 das der Ministerin für Wissenschaft und Wirtschaft des Landes Sachsen-Anhalt. Von 2015 bis 2020 war sie Präsidentin der Goethe-Universität Frankfurt. Seit 2022 ist Birgitta Wolff als Rektorin an der Universität Wuppertal tätig.

 

 

Warum haben Sie sich für die OVGU entschieden?

Die Frage habe ich oft gehört, denn zur gleichen Zeit hatte ich Rufe aus meiner Geburtsstadt Münster und aus Wien. Doch während meiner Zeit als Lehrstuhlvertretung konnte ich die OVGU ja bereits kennenlernen und fand die Offenheit der Uni sehr anziehend. Mein Eindruck war: Wenn man gute Ideen hat, steht die Uni dahinter. Ich entschied mich für die OVGU, weil ich das Gefühl hatte, dass eine Professorin mit Anfang Dreißig, die eigene Ideen mitbringt, in Magdeburg das bessere und sympathischere Umfeld hat und es hier große Handlungsspielräume gibt. Man hat hier unheimlich viele Freiheiten, eigene Ideen zu entwickeln. Generell habe ich bis heute ein Faible für Gegenden und Einrichtungen, die dazu neigen, sich selbst zu unterschätzen und vielleicht auch unterschätzt zu werden. Da zu arbeiten, macht letztlich viel mehr Spaß, weil man mehr bewegen kann und schönere Erfolgserlebnisse hat. Dagegen ist die Arbeit bei Einrichtungen, die schon überzeugt sind, die Besten zu sein, eigentlich eine Anleitung zum Unglücklichsein. Da kann man die eigenen und fremden Erwartungen ja eigentlich fast nur enttäuschen.

 

Was würden Sie Ihrem jüngeren Ich mit auf den Weg geben?

Dass man mit Niederlagen konstruktiv umgehen soll. Ich würde die Schuld nicht zu viel bei mir suchen; „Schuld“ ist eine unkonstruktive Kategorie. Man sollte viel schneller versuchen die Dinge als eine Aneinanderreihung von Folgen ineinander verschränkter Handlungen vieler Personen und Interaktionen zu analysieren und somit zu lessons-learned zu gelangen. Ich würde mich nicht mehr fragen, „war ich jetzt schuld?“ oder „was hast du falsch gemacht?“, sondern, „wer hätte an welcher Stelle etwas anders machen können?“, um besser zu dem gewünschten Ergebnis zu kommen. Das lernt man aber womöglich wirklich erst mit den Jahren. Man wird analytischer und emotional weniger angreifbar.

 

Was würden Sie jungen Frauen raten, die eine ähnliche Laufbahn einschlagen möchten wie Sie?

Ich würde empfehlen, den Weg nicht zu strikt festzulegen, sondern Offenheit für immer neue Gelegenheiten und Chancen einzuplanen. Ich selbst habe eine Banklehre gemacht, und erst dann hat sich genau das Studium ergeben. Es war in meinem Leben oft so, dass sich die für mich beste Option erst im Verlauf voriger Schritte ergeben hat. Man kann nie alle Handlungsalternativen der Zukunft kennen; viele Chancen werden erst mit den Jahren entstehen oder erkennbar werden.

Man sollte wachsam bleiben, gute Gelegenheiten suchen, diese dann auch nutzen und dabei mutig sein. Viele denken, dass vor allem Sicherheit wichtig ist, aber man sollte sich auch auf Chancen einlassen – so zumindest meine Erfahrung.

Also: Chancen suchen, Chancen selbst erarbeiten und diese dann auch mutig nutzen, wohlwissend das nicht alles gleich ein Treffer sein muss.

 

Letzte Änderung: 27.06.2024 - Ansprechpartner: Webmaster