Prof.in Dr.in Franziska Scheffler

Box-Scheffler

„Ich glaube, irgendeine Entwicklung zurückdrehen

zu wollen, ist zum Scheitern verurteilt.“

 

Franziska Scheffler ist seit 2008 Lehrstuhlinhaberin an der OVGU für den Lehrstuhl Technische Chemie -Funktionale Materialien am Institut für Chemie. Bereits nach einem halben Jahr übernahm sie auch die Institutsleitung. Zudem war Frau Scheffler für zwei Amtsperioden als Prorektorin für Studium und Lehre tätig. Nach der Zeit als Prorektorin ist sie nun Studiendekanin der Fakultät für Verfahrens- und Systemtechnik. Aktuell beteiligt sie sich maßgeblich an der Einführung des Unterrichtsfaches Chemie für Lehramtsstudierende.

 

Was begeistert Sie an Ihrer beruflichen Tätigkeit?

Dazu zitiere ich gerne einen meiner Professoren aus dem Studium, der oft folgende Frage gestellt hat: „…und was kann man damit nun machen? Kann man damit einen Zaun streichen?“ Für mich war es schon immer sehr wichtig, dass meine wissenschaftlichen Arbeiten später für praktische Anwendungen genutzt werden können, oder dazu beitragen bestehende Prozesse oder Materialien zu verbessern. Werden neue Wege eröffnet, Ressourcen eingespart oder die Effizienz eines Prozesses verbessert? Und gerade diese Fragen stehen in meinem Forschungsbereich, der Entwicklung und Testung von Katalysatoren und Absorbenzien im Fokus. Bereits während meiner Promotion habe ich mich mit Zeolithen, einer wichtigen Stoffklasse für diese Prozesse, beschäftigt. Zeolithe gibt es in vielfältigen Strukturen und chemischen Zusammensetzungen und man kann viele interessante Sachen damit machen. Vermutlich hatte jeder Tropfen Benzin oder Diesel bzw. auch jeder Liter Erdöl, der zu nützlichen Produkten verarbeitet wurde, schon einmal Kontakt mit einem Zeolith. Diese mikroporösen Materialien kann man so unterschiedlich gestalten, dass sie z. B. aus einer organischen Verbindung eine ganz andere erzeugen können, die wiederum dann ganz andere Eigenschaften besitzt. Bestimmte Zeolithe können aber auch genutzt werden, um Wärme zu speichern. Da mehr als die Hälfte der von uns benötigten Energie als Wärme genutzt wird, gewinnt auch die Wärmespeicherung immer mehr an Bedeutung. So bin zu den „Erneuerbaren Energien“ gekommen und es ist mir ein Herzensanliegen, junge Menschen darin zu unterstützen, umfangreiche Kenntnisse und Fähigkeiten zu erlangen, die ihnen ermöglichen, erfolgreich einen eigenen Beitrag zur Ressourcenschonung und nachhaltigen Entwicklung unserer Wirtschaft und Gesellschaft zu leisten.

 

Wenn Sie auf Ihren beruflichen Weg zurückblicken, was hat Sie am meisten geprägt?

Der intensive Austausch und Kontakt mit Kolleginnen und Kollegen, für die es auch wichtig ist, die Uni mitzugestalten und gerne mal über den Tellerrand zu schauen, nicht nur im eigenen Forschungsbereich, in der eigenen Community, sondern sich für die Weiterentwicklung der gesamten Uni stark zu machen.

Zudem schätze ich die Möglichkeit mit internationalen Kolleginnen und Kollegen zusammenzuarbeiten, sowohl im Bereich von Forschungsprojekten als auch bei der Weiterentwicklung von Studienprogrammen. Ein tolles Beispiel ist der internationale Austausch anlässlich einer Studienreise nach Israel, die im Sommer 2023 mit einigen Kolleginnen und Kollegen der OVGU stattgefunden hat. Hier konnten wir uns unter anderem über neue Lehrinhalte im Bereich Nachhaltigkeit austauschen. Ein anderes Beispiel ist mein Besuch an einer Universität in Kasachstan, bei der ich Mitglied einer Kommission zur Evaluation im Bereich Qualitätssicherung war. Es ist immer sehr spannend, die Strukturen und Konzeptionen anderen Hochschulen und Universitäten kennenzulernen, die mit anderen Werkzeugen und Ideen ähnliche Ziele verfolgen. Und gerade in Bereich der Akkreditierung hatte ich bereits häufiger die Gelegenheit als Gutachterin oder auch als Leiterin einer Gutachtergruppe andere Einrichtungen kennenzulernen.

In meiner Amtszeit als Prorektorin konnte ich die Einführung der System-Akkreditierung bei uns an der OVGU initiieren und auch erfolgreich abschließen. Dabei war es mir sehr wichtig, zusammen mit den Kolleginnen und Kollegen ein für die OVGU passendes System zu entwickeln, bei dem die gemeinsamen Ziele im Mittelpunkt stehen und dass auch die universitäre Freiheit gewährleistet und Mitgestaltung ermöglicht.

 

Was würden Sie Ihrem jüngeren Ich mit auf den Weg geben?

Ich würde mich ermutigen, auch wieder von Anfang an über den Tellerrand zu schauen, Kontakte zu knüpfen und Ideen zu sammeln, aber dann gezielter Prioritäten zu setzen, welche Ideen und Aktivitäten es wert sind, sich mit ganzer Kraft zu engagieren, und an der einen oder anderen Stelle nicht sofort Bereitschaft zu zeigen und damit zu viele Aufgaben zu übernehmen. Am Ende des Tages sind es oft zu viele Baustellen, um alle Ideen und Ansprüche auch erfolgreich umsetzen zu können. Ein Beispiel sind die immer noch bestehenden Herausforderungen für Frauen im MINT-Bereich: gehört man zu den ersten weiblichen Führungskräften, wird man überproportional in der Gremienarbeit bzw. bei der Umsetzung von Gleichstellungsmaßnahmen gefordert. Das bedeutet z. B., dass man in jeder Berufungskommission und verschiedenen anderen Gremien sitzt, während sich die Mehrzahl der männlichen Kollegen diese Aufgaben teilen können.

Ungeachtet dessen bin ich zuversichtlich, dass wir auf dem richtigen Weg sind und sich sowohl das Engagement einer und eines jeden Einzelnen, als auch die gesamtgesellschaftlichen Anstrengungen lohnen.

 

Letzte Änderung: 27.06.2024 - Ansprechpartner: Webmaster