Gender Glossar
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Antifeminismus
Antifeminismus als direkte Reaktion auf feministische Bestrebungen und Errungenschaften ist historisch betrachtet kein neues Phänomen. [Heute wird] der Begriff des Antifeminismus beziehungsweise der antifeministischen Männerrechtsbewegung oft nach Hinrich Rosenbrock (2012) definiert. Es handelt sich hierbei um ein Konglomerat aus anonymen BloggerInnen, namentlich bekannten AutorInnen und PolitikerInnen sowie eingeschriebenen Vereinen. Ihnen gemein ist eine pauschalisierte antifeministische Ideologie gekoppelt mit dem Eintreten für Männerrechte.
Quelle: Ringhofer, Hannah (2016): Antifeminismus und feministische Soziale Arbeit. Der neue alte Kampf gegen feministische Errungenschaften. In http://www.soziales-kapital.at/index.php/sozialeskapital/article/viewFile/424/765.pdf
Bechdel-Test
Der Bechdel-Test ist eine Möglichkeit um zu bewerten, ob weibliche Charaktere in einem Film stereotypisiert werden. Dazu werden drei Fragen gestellt:
- Kommen mindestens zwei Frauenrollen vor?
- Gibt es mindestens einen Dialog zwischen ihnen?
- Geht es in dem Dialog um etwas anderes als um Männer?
Der Test basiert auf dem Comic-Strip "the rule" von der amerikanischen Cartoon-Zeichnerin Alison Bechdel aus dem Jahr 1985, in dem Frauen einen Kinofilm sehen wollen unter der Prämisse, dass dieser die oben genannten Kriterien erfüllt. In der Realität hielten diesen Kriterien gerade mal 36 von 89 Filmen in der Geschichte der Oscar Gewinner in der Kategorie 'Bester Film' stand. Der Test hat keinen wissenschaftlichen Anspruch und steht auch oft unter Kritik. Er berücksichtigt weder das Genre noch die gesamte Rollenverteilung bezüglich der Geschlechter. Bei Filmen mit einer weiblichen Rolle hat er keine Aussagekraft. Daher wurde er inzwischen auch schon vielfach weiterentwickelt, wie beispielsweise 2017 mit dem "New Bechdel Test".
Quellen:
The Rule. Abrufbar unter https://dykestowatchoutfor.com/the-rule/
Lakhotia, R. et. al. (2019): Identifying missing components in the Bechtel Test using Principal Analysis Method. Abrufbar unter: https://arxiv.org/pdf/1907.03702.pdf
Care-Arbeit
Unter Care-Arbeit wird die gesamte Breite der Sorge- & Pflegetätigkeit von Kindheit bis ins Alter verstanden. In Privathaushalten wird diese in den meisten Fällen von Frauen ausgeübt – sogar wenn sie selbst in Vollzeit erwerbstätig sind. Eine genaue Übersetzung für Care gibt es im Deutschen nicht, da die Sorge zu stark mit Fürsorge assoziiert wird. Zum Verständnis von Care-Arbeit sind zwei Aspekte zu betrachten: Versorgung & Betreuung sowie Emotionsarbeit. Analytisch betrachtet müsste Care-Arbeit entgrenzte Arbeit bedeuten, da das Engagement der Versorgenden immer an die Bedürfnisse des Sorgeempfängers angepasst werden muss.
Quelle: Lutz, Helme (2010): Wer übernimmt die Care-Arbeit zuhause? Abrufbar unter: https://www.forschung-frankfurt.uni-frankfurt.de/36050711/03Lutz.pdf
Chancengleichheit
Fehlen geschlechtsbedingter Barrieren, die einer Teilhabe am wirtschaftlichen, politischen und sozialen Leben im Wege stehen.
Quelle: Europäische Kommission, Generaldirektion Beschäftigung, Arbeitsbeziehungen und soziale Angelegenheiten, Referat V/D.5 (1998): 100 Begriffe aus der Gleichstellungspolitik. Glossar der Gleichstellung zwischen Frauen und Männern
Diversität/ Diversity
Unter Diversity (dt.: Vielfalt) wird die Heterogenität und Diversifizierung sozialer Lebenslagen und sozialer Zugehörigkeiten verstanden, die in Folge von unter anderem Migrationsbewegungen, veränderten Geschlechterbeziehungen und der Pluralisierung von Familienformen in westlichen Gesellschaften zunehmen bzw. stärker thematisiert werden als zuvor. Dabei ist eine Lesart vorherrschend, die Diversity als gesellschaftliche und besonders als ökonomische Ressource, als Potenzial, betrachtet.
Quelle: https://gender-glossar.de/glossar/item/48-diversity
Diskriminierung
Vielfaltsformen: Alter, Ethnische Herkunft & Nationalität, Geschlecht & geschlechtliche Identität, körperliche und geistige Fähigkeiten, Religion & Weltanschauung, sexuelle Orientierung, soziale Herkunft
Diskriminierungsdimensionen:
- Mittelbar/Direkt: Ungleichbehandlung aufgrund der Merkmale, z.B. Altersgrenzen, Zutrittsverweigerungen,...
- Unmittelbar/Indirekt: Subtilere Ungleichbehandlung, z.B. Ausschlusskriterien wie die Muttersprache
- Intersektional: Mehrfachdiskriminierung aufgrund mehrerer der genannten schützenswerten Merkmale
Diskriminierungsebenen:
Strukturell: Diskriminierung abhängig von gesellschaftlicher Organisation; oftmals schwer erkennbar und normalisiert aufgrund immanenter Machtverhältnisse und Strukturen
Institutionell: Diskriminierung innterhalb einer Institution; oftmals enger Zusammenhang mit Struktureller Diskriminierung
Diskriminierung & OVGU:
Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) verbietet Diskriminierung. Dies schließt auch digitale Kommunikation und deren Formate ein.
Die OVGU möchte eine Universität für alle sein. Wir möchten uns daher gemeinsam dafür einsetzen, Diskriminierung tag für tag weiter abzubauen und Vielfalt zu stärken!
Quellen:
Charta für Vielfalt (o.D.): Vielfaltsdimensionen. Die sieben Dimensionen von Vielfalt. Abrufbar unter <www.charta-der-vielfalt.de/fuer-arbeitgebende/vielfaltsdimensionen/>
Althoff, Nina (2014): Menschenrechtsbasierter Diskriminierungsschutz. Menschenrechtsakademie.
Scherr, Albert; El-Mafaalani, Aladin; Yüksel, Emine Gökçen (2017): Handbuch Diskriminierung. Wiesbaden: Springer VS.
Doing Gender
Doing Gender bezeichnet den Prozess des permanenten (täglichen), nicht verhinderbaren, interaktiven Austausches, Anpassens und Auseinandersetzens von Personen in die binäre Geschlechterordnung bzw. Heteronormativität, also der gesellschaftlich vorgegebenen Zweigliedrigkeit der Geschlechter in männlich und weiblich und die dazugehörenden Geschlechterrollen. Das Auseinandersetzen beschäftigt sich auch mit der Bewertung, Hierarchisierung und Strukturierung der Geschlechter in der Gesellschaft aber auch im eigenen sozialen Umfeld, wie Schule, Arbeitsplatz, Familie oder Politik. Geschlechterrollen werden zum Beispiel über Sprache, Handlungen, Mimik und Gestik, Auftreten, Kleidungsstil, die eigene Wahrnehmung und den eigenen Umgang mit Anderen geschaffen und erhalten. Doing gender ist ein kreisförmiger Prozess zwischen Darsteller*in und Betrachter*in.
Quelle: Queer Lexikon unter: http://queer-lexikon.net/doku.php?id=gender:doing_gender; Czollek, Leah et al. (2009): Lehrbuch Gender und Queer: Grundlagen, Methoden und Praxisfelder. S. 21; Degele, Nina (2008): Gender/Queer Studies. Eine Einführung. Paderborn, S. 80
Emanzipation
Emanzipation stammt aus dem Lateinischen und bedeutet soviel wie „Entlassung in die Eigenständigkeit“. Es bezeichnet den Vorgang der Befreiung aus einer Abhängigkeit. Diese Befreiung können einzelne Personen durchlaufen, aber auch Gruppen, die von anderen unterdrückt und unselbständig gehalten werden. Im Sprachgebrauch wird „Emanzipation“ meist in Bezug auf die Rechte der Frauen angewendet. Die Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen wurde 1949 in unser Grundgesetz geschrieben. In den letzten Jahrzehnten wurden viele Erfolge auf dem Weg der Frauenemanzipation erreicht. Inzwischen ist es beispielsweise selbstverständlich, dass Frauen jeden gewünschten Beruf ausüben können oder auch ihren Namen behalten können, wenn sie heiraten. Trotzdem gibt es noch Benachteiligungen für Frauen. Es ist für Frauen immer noch schwerer als für Männer, auf Spitzenpositionen in der Wirtschaft oder in hohe öffentliche Ämter zu gelangen. Ziel der Emanzipation ist eine Gesellschaft selbstbestimmter, gleichberechtigter Menschen.
Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung: Emanzipation, http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/das-junge-politik-lexikon/161035/emanzipation;Queer Lexikon unter: http://queer-lexikon.net/doku.php?id=queer:emanzipation
Essentialismus
Der Essentialismus geht in Anlehnung an die Ideenlehre von Plato davon aus, daß es einen Kosmos idealer Wesenheiten real gebe, auf den Begriffe a priori (logischerweise) bezogen seien, und daß es die Aufgabe der Wissenschaft sei, die irdischen Erscheinungen jenen idealen Gegenstandsklassen begrifflich zuzuordnen. Dabei wird angenommen, daß den idealen Wesenheiten bestimmte innere Zielsetzungen und Bewegungstendenzen innewohnten, denen dann auch die vom Wissenschaftler qua Definition zugeordneten empirischen Erscheinungen folgen. Das Verhalten von Gegenständen wird dadurch „erklärt“, daß man sie den abstrakten Wesenheiten definitorisch zuordnet, die dieses Verhalten als inneres Bewegungsgesetz, als inhärente teleologische Tendenz aufweisen.
Quelle: Esser, Hartmut (1999): Soziologie: allgemeine Grundlage, Frankfurt/ New York, S. 59.
Fachhabitus
Der Fachhabitus stellt sich als ein sozialer Handlungsrahmen dar. Die Hochschule als Umwelt studentischer Sozialisation ist in Fachrichtungen und Fächer gegliedert. Es gibt keine homogene akademische Kultur an den Hochschulen, sondern diese differenziert sich entlang der Fächer und Fachgruppen aus. Die akademische Kultur nimmt demnach die Form von Fachkulturen an, in denen Werte, Haltungen, Erkenntnisregeln usw. handlungsbestimmend sind, die von den an ihr Beteiligten erworben, praktiziert und weitergegeben werden. Als inkorporierte Strukturen eines Ausschnitts der sozialen Welt formen sie den jeweiligen Fachhabitus der Akademiker.
Quelle: Kreitz, Robert (2000): Vom biographischen Sinn des Studierens. Die Herausbildung fachlicher Identität im Studium der Biologie, Opladen, S. 14.
Feminismus
Feminismus ist eine geistige Einstellung, die die gleichen Rechte und Chancen für alle bzw. beide Geschlechter fordert. Gleichzeitig ist Feminismus eine politische Bewegung, die eine gesellschaftliche Veränderung anstrebt um genau jene Rechte und Chancen für alle bzw. beide Geschlechter zu verwirklichen. () Feministische Forschung hat vier Grundpfeiler: Kritik an frauenfeindlichen Theorien, Systemen etc.; Macht-, Gesellschafts- und Herrschaftsanalysen; Aufarbeitung der Geschichte mit weiblicher Perspektive und das Einbringen von Alternativen und Entwürfen in die gesellschaftliche Diskussion.
Quelle: http://queer-lexikon.net/
Frauenbewegung
Die Frauenbewegung (auch Frauenrechtsbewegung) ist eine globale soziale Bewegung, die sich für die Gleichberechtigung von Frauen in Staat und Gesellschaft einsetzt. Sie entstand im Zusammenhang mit den sozialen und erzieherischen Reformbewegungen des 19. Jahrhunderts in Westeuropa und den USA und breitete sich schnell in andere Länder aus. Wichtige Themen der Frauenbewegung sind u. a. die Gleichstellung der Geschlechter und die Neubewertung der tradierten Geschlechterrollen, um insbesondere im Geschlechterverhältnis Bevormundung, Ungerechtigkeiten und soziale Ungleichheiten zu beseitigen.
Quelle: https://www.bpb.de/gesellschaft/gender/frauenbewegung/
Geschlechterforschung/ Gender Studies
Die Geschlechterforschung ist eine Forschungsrichtung, die nach der Bedeutung des Geschlechts für Kultur, Gesellschaft und Wissenschaften fragt und dazu dieses als maßgebliche Analysekategorie etabliert. Sie kann verstanden werden als interdisziplinärer Zugang bzw. fächerübergreifende Forschungsperspektive, die in allen Wissenschaftsbereichen anwendbar ist. Geschlechtlichkeit wird dabei unter Berücksichtigung der gleichermaßen Frauen wie Männern zugeschriebenen Rollen, Funktionen und Attributen als ein soziales Konstrukt verstanden, das historisch-kulturellen Wandlungen unterliegt (Unterscheidung von sex und gender). Auf Basis dieses Ansatzes untersucht die Geschlechterforschung Geschlechterverhältnisse, ihre Ursachen und Wirkungsweisen in verschiedenen Bereichen wie z. B. Recht, Arbeit, Naturwissenschaft, Medizin, Religion, Organisationen, Literatur, Medien und Politik. Geschlecht wird dabei nicht als eine allumfassende Kategorie verstanden, sondern in ihrer komplexen Verwobenheit mit anderen Differenzkategorien wie Ethnizität, Klasse, Begehren oder Alter gesehen. Zentraler Forschungsgegenstand besteht entsprechend in der Analyse des hierarchischen Geschlechterverhältnisses etwa in Bezug auf die Geschlechterdifferenz, die Geschlechtsrolle und Geschlechtsidentität sowie dessen Manifestation in verschiedenen Gesellschaftsbereichen bzw. -feldern. Dabei werden auch Asymmetrien im Geschlechterverhältnis in verschiedenen Gesellschaftsbereichen in den Blick genommen, vorrangiges Interesse gilt aber vor allem der Frage nach der Funktion, Konstitution wie Ausformung von Geschlechterdifferenz. Je nach Perspektive werden Gender Studies und Geschlechterforschung entweder synonym gesetzt, oder letztere wird als eine für den deutschen Raum spezifische Ausrichtung verstanden, die jedoch andere Forschungsgegenstände hat und sich hinsichtlich des institutionellen Kontextes unterscheidet.
Quelle: https://www.uni-paderborn.de/universitaet/genderportal/gender-glossar/gender-studiesgeschlechterforschung/, Stand 8.10.2018; Christina von Braun/Inge Stephan, Gender @Wissen, in: Dies. (Hg.), Gender@Wissen. Ein Handbuch der Gender Theorien, Köln/Weimar u. a. 2005, S. 746; Barbara Hahn, Geschlechterforschung und Gender Studies, in: Renate Knoll (Hg.), Metzler Lexikon Gender Studies/Geschlechterforschung. Ansätze Personen Grundbegriffe, Stuttgart 2002, S. 156f.
Gender Trouble
Gender Trouble meint die Probleme, die sich aus der Zuschreibung von Geschlechterkategorien, vor allem in Bezug auf Macht- und Herrscherverhältnisse ergeben. Grundlage dieser Theorie ist die dekonstruktivistische Annahme, dass sowohl das biologische als auch das soziale Geschlecht eine nicht-naturgegebene Konstruktion ist. Gender Trouble ist der Titel des Buches, in dem Judith Butler diese Theorie beschreibt.
Quelle: Butler, Judith. 1990. Gender trouble: feminism and the subversion of identity.
Genderkompetenz
Genderkompetenz umfasst die Fähigkeit und Motivation zur kritischen Reflexion sozialer, geschlechtsbezogener Zuschreibungen auf Grundlage des Wissens über ihre Entstehung und ihre gesellschaftlichen Auswirkungen sowie zu einer Anwendung des Wissens, mit welcher das eigene Handeln zu einem Abbau von Ungleichheiten in den Geschlechterverhältnissen beiträgt. Kritisiert werden u. a. eine Beliebigkeit des Begriffs und die Individualisierung struktureller Gründe sozialer Ungleichheit, die vor allem durch den Bezug zum Kompetenzbegriff naheliegt.
Quelle: https://gender-glossar.de/glossar/item/27-genderkompetenz
Geschlechtergleichheit
Geschlechtergleichheit stellt im Gegensatz zur geschlechtlichen Gleichberechtigung oder Gleichstellung keine rechtliche Vorgabe bzw. politische Zielsetzung dar, sondern ein normatives Ideal. Geschlechtergleichheit ist dann gegeben, wenn die Lebenswelt der Menschen nicht mehr vom Geschlecht strukturiert wird, d.h. wenn der Zugang zu und die Verfügungsmacht über Ressourcen (wie z. B. Bildung, Erwerbstätigkeit oder Zeit), Möglichkeit der politischen und gesellschaftlichen Teilhabe sowie die Verteilung von Aufgaben (Pflege von Angehörigen, Kinderbetreuung, Hausarbeit) für alle Geschlechter gleichermaßen bestehen. Geschlechtergleichheit wird empirisch oft über den Anteil von Frauen im Verhältnis zu Männern in z. B. Erwerbsarbeit oder Pflegearbeit abgebildet.
Quelle: Klenner, C. (2002). Geschlechtergleichheit in Deutschland. Aus Politik und Zeitgeschichte B, 33-34.
Geschlechteridentität
Geschlechtsidentität ist eine psychologische Bezeichnung für die sexuelle Identität eines Menschen, die aus der Identifikation mit sich selbst und einer sexuellen Selbstfindung entsteht.1) Der Begriff Gender Identity wurde von John Money eingeführt und ist eine Unterkategorie des Genders eines Menschen. Es stellt den unverrückbaren Wesenskern der Psychosexualität eines Menschen dar, der sich als eine Geschlechtszugehörigkeit ausdrückt. Die geschlechtstypische Verhaltensweise eines Menschen, die nicht unbedingt mit der Gender Identity eines Menschen übereinstimmen muss, nennt man Gender Role.
Quelle: http://queer-lexikon.net/doku.php?id=gender:geschlechtsidentitaet
Geschlechterverhältnisse
Geschlechterverhältnisse beschreiben die Beziehungen und Abhängigkeiten zwischen den Geschlechtern, ebenso wie die formellen und informellen Regeln und Strukturen, die diese Verhältnisse aufrechterhalten oder beeinflussen. Geschlechterverhältnisse werden auch als Geschlechterordnung bezeichnet, um auszudrücken, dass das Geschlecht mit bestimmten gesellschaftlichen Vorstellungen und Erwartungen verknüpft ist, welche das Handeln der Menschen beeinflusst. Traditionell war das Geschlechterverhältnis durch eine Dominanz des Männlichen bestimmt das Patriarchat. Auch wenn dieses „klassische“ Geschlechterverhältnis in westlichen Gesellschaften aufgebrochen ist, finden sich auch hier weiterhin Vorstellungen über das „Weibliche“, welches eher auf das Häusliche fokussiert (Kinderbetreuung, Haushalt), und das „Männliche“, welches vielmehr in der Öffentlichkeit verortet ist (Erwerbsarbeit, Politik).
Quelle: Smykalle, S. (2006). Was ist „Gender“? Gender Kompetenz Zentrum, HU Berlin, Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien. In: http://www.genderkompetenz.info/w/files/gkompzpdf/gkompz_was_ist_gender.pdf, zuletzt eingesehen am 05.10.2018. Wenninger, G. (Ed.). (2000). Lexikon der Psychologie: in fünf Bänden. Spektrum, Akad. Verlag.
Gleichstellung
Situation, in der alle Menschen ihre persönlichen Fähigkeiten frei entwickeln und freie Entscheidungen treffen können, ohne durch strikte geschlechtsspezifische Rollen eingeschränkt zu werden, und in der die unterschiedlichen Verhaltensweisen, die unterschiedlichen Ziele und die unterschiedlichen Bedürfnisse von Frauen und Männern in gleicher Weise berücksichtigt, anerkannt und gefördert werden. Gewährleistung des Fehlens jeglicher unmittelbaren oder mittelbaren Diskriminierung aufgrund des Geschlechts.
Quelle: Glossar der Gleichstellung zwischen Männern und Frauen: www.esf-gleichstellung.de/fileadmin/data/.../glossar_gleichstellungspolitik.pdf
Gleichstellungspolitik
Gleichstellungspolitik soll die Chancengleichheit und faktische Gleichstellung von Frauen und Männern fördern sowie bestehende geschlechtsspezifische Diskriminierungen bekämpfen. Sie hat ihren Ursprung im Lohngleichheitsartikel 119 EWGV von 1957 (heute Art. 157 Abs. 1 AEUV). () und wurde sukzessive ausgeweitet. Die im Privaten liegenden Voraussetzungen für weibliche »Erwerbsfähigkeit« wurden und werden zunehmend stärker berücksichtigt (Vereinbarkeitsproblematik). Seit 1982 ergänzen Aktionsprogramme die rechtlichen Maßnahmen durch Förderung von Projekten, die z. B. auf die Sensibilisierung und den Bewusstseinswandel der nationalen Gesellschaften insgesamt abzielen. Ferner wird Gleichstellungspolitik seit 1996 durch »Gender Mainstreaming« ergänzt. Im Amsterdamer Vertrag wurde die Gleichstellungspolitik als Grundprinzip fest verankert und ist seither Bestandteil einer umfassenderen Antidiskriminierungspolitik der EU. 2010 verabschiedete die EU-Kommission eine Frauencharta (KOM (2010) 78 endg.), die ein stärkeres Engagement in der Gleichstellungspolitik einfordert. Dieses wird vom 2006 gegründeten Europäischen Institut für Gleichstellungsfragen flankiert.
Quelle: http://europa.eu/legislation_summaries/employment_and_social_policy/equality_between_men_and_women/index_de.htm
Heterogenität
Heterogenität bezeichnet die Verschiedenheit innerhalb einer Gruppe in Bezug auf bestimmte Vergleichspunkte und -kategorien, wobei es keine Heterogenität an sich gibt. Sie kann nur im Verhältnis zu einer normierten Homogenität mit jeweils spezifischen (Gruppen-)Merkmalen bestehen. Das jeweilige Bestehen von Heterogenität kann als Ergebnis sozialer Prozesse betrachtet werden, in denen aus Machtpositionen heraus Normen festgelegt und Unterschiede zwischen Menschen gezogen sowie bewertet werden (Differenz). Heterogenität kann somit auch Ausdruck einer hierarchischen Strukturierung in einer Gruppe sein und soziale Ungleichheit hervorbringen, die sich z.B. in unterschiedlicher Verteilung von Ressourcen äußert.
Quelle: Henschel, Angelika/ Eylert-Schwarz, Andreas (2015): Herausforderung Heterogenität Gender und Diversity als relevante Kategorien zur Gestaltung gelingender Übergänge zwischen beruflicher und hochschulischer Bildung. In: Freitag, Walburga K./ Buhr, Regina/ Danzeglocke, Eva-Maria/ Schröder, Stefanie/ Völk, Daniel (Hrsg.): Übergänge gestalten. Durchlässigkeit zwischen beruflicher und hochschulischer Bildung erhöhen. Münster: Waxmann, S. 133150.;
Walgenbach, Katharina (2014): Heterogenität Intersektionalität Diversity in der Erziehungswissenschaft. Opladen und Toronto: Verlag Barbara Budrich
Heteronormativität
Mit dem Begriff Heteronormativität wird die Naturalisierung und Privilegierung von Heterosexualität und Zweigeschlechtlichkeit in Frage gestellt. Kritisiert werden nicht nur die auf Alltagswissen bezogene Annahme, es gäbe zwei gegensätzliche Geschlechter und diese seien sexuell aufeinander bezogen, sondern auch die mit Zweigeschlechtlichkeit und Heterosexualität einhergehenden Privilegierungen und Marginalisierungen. Der Begriff tauchte erstmalig 1991 in Michael Warners Aufsatz „Introduction: Fear of a Queer Planet“ auf. Zentrale Bezugspunkte der Analysen von Heteronormativität stellen Foucaults Untersuchungen zum Zusammenhang von Sexualität und Macht sowie Butlers Theorie der Subjektkonstitution im Rahmen der heterosexuellen Matrix oder der heterosexuellen Hegemonie dar.
Quelle: https://gender-glossar.de/glossar/item/55-heteronormativitaet
Intersektionalität
Mit dem Begriff der Intersektionalität wird die Verschränkung verschiedener Ungleichheit generierender Strukturkategorien, wie Geschlecht, Ethnizität, Klasse, Nationalität, Sexualität, Alter etc. erfasst. Er soll aufzeigen, dass keine dieser Kategorien alleine steht, sondern sowohl für sich als auch im Zusammenspiel mit den anderen einen die gesellschaftlichen Machtverhältnisse mitkonstituierenden Effekt hat. Die historischen Wurzeln liegen im 19. Jahrhundert und gehen auf die Erfahrungen Schwarzer Frauen und Lesben zurück, die sich im Feminismus westlicher weißer Mittelschichtsfrauen nicht wiederfanden. Leslie McCall unterscheidet drei methodologische Zugänge: den anti-kategorialen Ansatz, den intra-kategorialen Ansatz und den inter-kategorialen Ansatz.
Quelle: https://gender-glossar.de/glossar/item/25-intersektionalitaet
Konstruktivismus/ Dekonstruktivismus
Konstruktivismus, als soziologische Theorie, bezeichnet eine Betrachtungsweise, die davon ausgeht, dass wahrnehmbare Phänomene stets gesellschaftlich durch diskursive und soziale Praktiken hergestellt, konstruiert sind. () Bezüglich Geschlecht und eines ggf. vorhandenen Geschlechtsunterschieds heißt dies, dass der Konstruktivismus diese als soziokulturelles Konstrukt, als durch diskursive und soziale Praktiken hergestellt, als kulturell und historisch relativ und variabel beschreibt. Insbesondere Frauenbewegung und feministische Theorie haben dies für das soziale Geschlecht gender deutlich gemacht. So ist die zurückgesetzte, diskriminierte Position von Frauen in der aktuellen Gesellschaft nicht als unausweichlich oder ‚natürlich‘ Vorhandenes bereits vorgegeben, sondern ist durch Traditionen, Institutionen und soziales Handeln hergestellt und wird unentwegt neu hergestellt. (Als gegensätzlich zum Konstruktivismus geht der ->Essentialismus davon aus, dass es sich bei ‚Geschlecht‘ um eine ‚natürliche‘ ,vorgegebene, außersoziale Gegebenheit handele, die universell und überzeitlich sei.)
Dekonstruktive Perspektiven im Zusammenhang der Geschlechterforschung gehen dagegen davon aus „dass es keine "eigentliche" Wahrheit hinter den vielfältigen Sprechweisen, Erfahrungen und Deutungen eines Begriffs ("Frau", "Weiblichkeit", "Geschlecht", z.B.) gibt“ (Villa 2008, S. 201). Die bezeichneten Phänomene „Frau“ oder „Mann“ werden durch die jeweiligen Deutungen und Bedeutungen erst konstruiert. Dekonstruktion richtet den Blick auf implizite Annahmen und Wertungen. Damit soll freigelegt werden, was ausgeschlossen, verdrängt oder nicht gedacht wird. () Dekonstruktion zeigt also auf, dass Zweigeschlechtlichkeit keine Naturtatsache ist, sondern eine soziale „Vereinbarung“, die aber die allgemeine Voraussetzung unseres (auch wissenschaftlichen) Denkens und Handelns ist. Solchen Reduzierungen und Vereindeutigungen liegen Machtinteressen zugrunde. Dekonstruktion begreift generell Phänomene als historisch gewordene Effekte von Machtwirkungen. „Dekonstruktionen versehen Phänomene mit einem Fragezeichen, () spielen den Gedanken durch, es könnte auch ganz anders sein. Dazu rekonstruieren sie benannte und unbenannte () Phänomene, identifizieren aber auch Zwang und Macht“ (Degele 2008, S. 104).
Quelle: Voss, Heinz-Jürgen (2010): Making Sex Revisited. Dekonstruktion des Geschlechts aus biologisch-medizinischer Perspektive. S.23
http://www.gender-bw.de/fachpositionen/dekonstruktion.html
Kulturwandel
Zur Herstellung von Geschlechtergerechtigkeit im Hochschul- und Wissenschaftssystem ist es notwendig einen koordinierten Veränderungsprozess auf allen Ebenen zu etablieren, der über die Umgestaltung von Organisationsstrukturen und veränderten Fächerkulturen zur grundlegenden Wandlung im Alltagshandeln aller Mitglieder der Institutionen beiträgt. Zentral für diesen Prozess der Kulturveränderung ist die geteilte Überzeugung aller Akteur*innen, Geschlechtergerechtigkeit als Querschnittaufgabe anzunehmen. Dabei braucht es neben übergreifenden politischen Strategien für mehr Verbindlichkeit auch die Verantwortungsübernahme zur Umsetzung und Gestaltung eines geschlechtergerechten Hochschul- und Wissenschaftssystems.
Quelle: https://bukof.de/wp-content/uploads/gender2020_broschuere.pdf
Neurofeminismus
Der von der Biologin Sigrid Schmitz und der Sozialwissenschaftlerin Grit Höppner vorgeschlagene Begriff Neurofeminismus nimmt Neurosexismus kritisch in den Blick. Neurosexismus beschreibt Fehler und Verzerrungen in den Annahmen der Neurowissenschaften, ihren Methoden, ihrer öffentlichen Verbreitung und ihren Konsequenzen. Neuofeminismus nimmt eine biokulturelle Perspektive ein, die Biologie und Kultur/Gesellschaft miteinander verwoben versteht. Das heißt, die Entwicklung des Gehirns kann nicht als frei von sozialen Einflüssen betrachtet werden. Darüber hinaus geht es in der feministischen Neurowissenschaft darum, differenzierte Ansätze für die Erforschung von Geschlecht und Gehirn zu entwickeln.
Quelle: Sigrid Schmitz, Grit Höppner: neurofeminism and feminist neurosciences: a critical review of contemporary brain research. In: Frontiers in Human neuroscience 8/2014.online: http://journal.frontiersin.org/article/10.3389/fnhum.2014.00546/full
https://www.sparklingscience.at/_Resources/Persistent/9063373e812e19bad627bb4bed4a66c37f96b0e8/lehrbuch_CSL_Tatsaechlich.pdf
Partizipation
Die feministische Partizipationsforschung ist der wissenschaftliche Ort, an dem die wichtigsten demokratiepolitischen Ergebnisse, die zugleich demokratietheoretisch relevant sind, erarbeitet werden. In diesem Diskussionskontext ist vor allem die Unterscheidung zwischen konventioneller und unkonventioneller Partizipation entscheidend, markiert diese Differenzierung doch den geschlechtsspezifischen Bias politischen Handelns in repräsentativ-demokratischen politischen Systemen. Unter „konventioneller Partizipation“ sind all jene Formen politischer Beteiligung zu verstehen, die sich auf verfasste, formalisierte, institutionalisierte politische Verfahren und Orte beziehen, d.h. u.a. Wahlen, Parteien, Parlamente, Regierungen sowie transnationale Organe und Institutionen. Der Begriff „unkonventionelle Partizipation“ umfasst all jene Politiken, die nicht verfasst und nicht oder nur wenig institutionalisiert sind, d.h. Bürgerinitiativen, Demonstrationen, Versammlungen, also vor allem typische Bewegungspolitiken. Während im konventionellen Bereich die Benachteiligung von Frauen (quantitativ und qualitativ) noch immer beträchtlich ist, lassen sich bei den unkonventionellen Beteiligungsformen deutlich weniger geschlechtsspezifische Unterschiede beobachten.
Quelle: Becker, Ruth/ Kortendiek, Beate (Hg.): Handbuch Frauen- und Geschlechterforschung. Theorien, Methoden, Empirie, Wiesbaden 2004, S. 471.
Performanz
Performativität ist ein wiederholtes (sprachliches) Tun, das eine produktive und generative Wirkung auf die soziosymbolische Realität entfaltet, gerade weil es auf kontingenten sozialen Grundlagen operiert. Das Sein oder So-Sein eines Geschlechtes ist demnach kein ontologischer Status, der aus einer vordiskursiven Wirklichkeit schöpft, sondern das Ergebnis performativer Inszenierungen, die sich selbst erfolgreich als Sein darstellen, d.h. ihre Konstruiertheit verschleiern und einen Naturalisierungseffekt hervorrufen. Geschlechtsidentität erscheint damit als das Ergebnis einer rituellen Wiederholungspraxis.
Quelle: Schmidt, Melanie (2013). Performativität. In Gender Glossar / Gender Glossary, Verfügbar unter http://gender-glossar.de
Postdemokratie
Postdemokratie bezeichnet einer verbreiteten Theorie in der Soziologie zufolge den Zustand vieler westlicher Demokratien, die den Höhepunkt der demokratischen Entwicklung überschritten und einen tiefgreifenden Wandel ihrer demokratischen Institutionen und ihrer demokratischen Praxis durchlaufen haben und gegenwärtig noch durchlaufen. Damit verbunden sind ein Rückbau und eine Degeneration demokratischer Standards und Entscheidungsmechanismen, die ihre Bedeutung im politischen Entscheidungsprozess immer mehr verlieren, obwohl sie vordergründig noch intakt erscheinen. Wahlen entwickelten sich zu einem Element der Scheinpartizipation des Bürgers bzw. der Bürgerin, da sie kaum noch Einfluss auf tatsächliches Regierungshandeln ausübten. Politik werde hinter verschlossenen Türen gemacht, gesteuert durch die Interessen globaler Wirtschaftseliten oder Expertenkommissionen. Dies führe über Desillusionierung und Politikverdrossenheit zu einer Abwendung der Bürger*innen vom politischen Geschehen (sinkende Wahlbeteiligung) und befördere somit, dass sich Politik zu einer Angelegenheit geschlossener Eliten entwickele. Der Begriff und das dahinter stehende Konzept wurden wesentlich geprägt und verbreitet durch einen Aufsatz des britischen Politikwissenschaftlers Colin Crouch aus dem Jahr 2004. Der Ansatz kann als wirkungsmächtig gelten, ist aber keineswegs unumstritten.
Quelle: Oliver Eberl/David Salomon, Soziale Demokratie in der Postdemokratie, in: Dies. (Hg.), Perspektiven sozialer Demokratie in der Postdemokratie, Wiesbaden 2017, S. 115; Gary S. Schaal, Postdemokratie. Tatsächlich?, in: Magazin Erwachsenenbildung.at: das Fachmedium für Forschung, Praxis und Diskurs, 11 (2011): Citizenship Education. Auf der Suche nach dem Politischen in der „Postdemokratie“, S. 29 (URL: https://www.pedocs.de/volltexte/2013/7523/pdf/Erwachsenenbildung_11_2010_Schaal_Postdemokratie_tatsaechlich.pdf, Stand 7.10.2018).
Queer Theory
Zunächst als Schimpfwort für Homosexuelle verwendet, übernahm die schwul-lesbische Emanzipationsbewegung den Begriff 'Queer' in den 1980er Jahren als Grundlage von theoretischen Einsprüchen gegen die Heterosexualitäts- und Normalitätsanforderungen von Gesellschaft und Wissenschaft. Queer Theory ist dabei als wissenschaftliche Positionierung zu verstehen, die ihre Kraft aus der Auseinandersetzung mit Denkformen und Institutionen bezieht, die vereinfachen, binarisieren, hierarchisieren und ausgrenzen. Sie ist eine dreifach kritische Denkströmung und übt Begriffs- und Kategorienkritik, Identitätskritik wie auch Heteronormativitätskritik. Geschlecht und Sexualität werden als Instrumente und zugleich als Effekte bestimmter moderner Bezeichnungs-, Regulierungs- und Normalisierungsverfahren begriffen. Als entscheidende theoretische Leistung der Queer Theory ist es anzusehen, Heterosexualität analytisch als ein Machtregime rekonstruiert zu haben, das gesellschaftliche und staatliche Systeme strukturiert. Standen zunächst Fragen der Sexualität und des sexuellen Begehrens im Vordergrund der Auseinandersetzungen, so verlagerte sich der Fokus im Zeitverlauf auf eine grundsätzliche Hinterfragung von heteronormativen Identitätskonzepten. Geschlecht und Begehren werden dabei als historisch kontingent sowie als performativ hervorgebracht verstanden. Mit ihrem identitätskritischen Gestus richtet sich die Queer Theory daher auch gegen eine Naturalisierung der zweigeschlechtlichen Ordnung sowie entsprechende gesellschaftliche Normierungsprozesse.
Quelle: https://www.uni-paderborn.de/universitaet/genderportal/gender-glossar/queer-studiesqueer-theory/, Stand 8.10.2018; Nina Degele, Gender/Queer Studies. Eine Einführung (= Basiswissen Soziologie), Paderborn 2008; Sabine Hark, Lesbenforschung und Queer Theorie: Theoretische Konzepte, Entwicklungen und Korrespondenzen, in: Becker, Ruth/ Kortendiek, Beate (Hg.), Handbuch Frauen- und Geschlechterforschung. Theorie, Methoden, Empirie (Geschlecht & Gesellschaft Bd. 35), Wiesbaden 22008, S. 108115.
Quoten
Eine Geschlechterquote ist eine Vorgabe, die festlegt, dass Frauen beziehungsweise Männer zu einem bestimmten Mindestanteil in Gremien wie Vorstand oder Aufsichtsrat von an die Quote gebundenen Unternehmen vertreten sein müssen. Frauenquoten in der Wissenschaft stehen häufig im Verdacht, weniger qualifizierte Frauen zu Lasten von besser qualifizierten Männern zu fördern und so die Leistungsfähigkeit des Wissenschaftssystems zu reduzieren. Aus ökonomischer Sicht stellt sich somit die Frage, ob mit Hilfe einer Quote der Frauenanteil tatsächlich erhöht und die Qualität der ausgewählten Kandidaten und Kandidatinnen erhalten werden kann. () [Dagegen zeigen Studien, dass eine] Frauenquote in der Wissenschaft nicht nur die Erfolgschancen von Frauen in akademischen Auswahlverfahren erhöhen würde. Vermutlich würden sich auch mehr Frauen für diesen Karriereweg entscheiden und um die ausgeschriebenen Stellen bewerben. Insbesondere die neuen Erkenntnisse über die geringere Wettbewerbsneigung von Frauen führen aus ökonomischer Sicht zu einer positiven Einschätzung der Quote als Maßnahme zur Verbesserung der Chancengleichheit in der Wissenschaft.
Quelle: Wolf, Elke: Quote und Qualität zwingend ein Widerspruch? Eine Analyse möglicher Effekte einer Frauenquote in der Wissenschaft aus ökonomischer Perspektive. In Beiträge zur Hochschulforschung, 38. Jahrgang, 3/2016
Segregation vertikal und horizontal
Die Mehrzahl aller Berufe im deutschen Arbeitsmarkt wird entweder überwiegend von Frauen oder von Männern ausgeübt. Die Berufsbereiche Pflege, Erziehung, Reinigung und einfache Bürotätigkeiten sind Frauendomänen, technische und verarbeitende Berufe sind Männerdomänen. Vertikale Segregation meint die ungleiche Verteilung in Bezug auf die Hierarchieebenen = Prozentual ist der Frauenanteil in Führungsebenen sehr gering. Je niedriger wir in den Hierarchieebenen absteigen, desto höher wird der Frauenanteil.
Quelle: IAB-Kurzbericht 9/2014, : Männer- und Frauendomänen kaum verändert. Berufliche Segregation auf dem Arbeitsmarkt)
Sex-Gender-Differenz/ Geschlechterdifferenz
Die begriffliche Unterscheidung von Geschlecht als einerseits biologischem Faktum (Sex) sowie anderseits als Produkt kultureller und sozialer Prozesse (Gender) geht auf Arbeiten zur Transsexualität in den sechziger Jahren zurück. Der feministische Diskurs griff die Unterscheidung auf und verstand sie in einem antibiologistischen Sinne. Die Sex-Gender-Unterscheidung impliziert jedoch auch die unhaltbare Annahme, dass es ein biologisches Substrat der Geschlechterdifferenz gebe, welches kulturellen Unterscheidungen stets vorgängig wäre (latenter Biologismus). Wissenschaftstheoretische Arbeiten verweisen demgegenüber darauf, dass Natur stets durch die Brille der Kultur gesehen wird.
Quelle: https://gender-glossar.de/glossar/item/9-sex-gender-differenz
Sexismus
Sexismus bezeichnet verschiedene Formen der positiven und negativen Diskriminierung von Menschen aufgrund ihres zugeschriebenen Geschlechts sowie die diesem Phänomen zugrunde liegende Geschlechterrollen festschreibende und hierarchisierende Ideologie. Ursprünglich wurde der Begriff in den 1960er Jahren in der US-amerikanischen Frauenbewegung als Analogie zu Rassismus (racism) eingeführt. Sowohl Männer als auch Frauen können von Sexismus betroffen sein. Die Erscheinungsformen von Sexismus sind kulturell und historisch bedingt.
Quelle: https://gender-glossar.de/glossar/item/13-sexismus
Stereotypisierung
Stereotype sind Verallgemeinerungen oder Faustregeln, die allen Mitgliedern einer gegebenen Gruppe identische Merkmale zuschreiben und dabei Unterschiede innerhalb der Gruppe vernachlässigen. Diese Merkmale beinhalten physische Attribute (z. B. Männer sind größer als Frauen), Persönlichkeitseigenschaften (z. B. Männer sind aggressiv, Frauen sind ängstlich), Fähigkeiten (z. B. Mädchen sind gut in Sprachen, Jungen sind gut in Mathe), Präferenzen (z. B. Männer interessieren sich für Sport, Frauen interessieren sich für Mode) und alltägliches Verhalten. () Diese Beispiele zeigen, dass Stereotype nicht auf negative Merkmale beschränkt sind, sondern auch positive Aspekte umfassen. Geschlechterstereotype umfassen besonders auch Studiengänge, Berufe und Positionen.
Quelle: vgl. M. C. Steffens, I. D. Ebert, Frauen Männer Karrieren, Springer Fachmedien Wiesbaden 2016
Vergeschlechtlichung/ Gendering
Vergeschlechtlichung/Gendering bezeichnet die Analyse bzw. Berücksichtigung der Geschlechteraspekte. In den Geschichts- und Sozialwissenschaften wird der Begriff verwendet, um auszudrücken, dass ein Thema unter einer geschlechterspezifischen Fragestellung und Perspektive untersucht und dargestellt wird. Dabei wird davon ausgegangen, dass Geschlecht in nahezu allen Lebensbereichen eine Rolle spielt und Herrschaftsverhältnisse geschlechtlich markiert sind. Geschlecht prägt Denken, Vorstellungen, die soziale und politische Welt und diese konstituieren das soziale Geschlecht (Gender). In der Linguistik bezeichnet Gendering die Bestrebung, die Gleichstellung aller Geschlechter in der Sprache zu etablieren und Sexismus entgegenzuwirken, indem Texte in einer möglichst geschlechtsneutralen oder Gender-inkludierenden Form verfasst werden. Die beiden Haupttechniken sind die Sichtbarmachung beider Geschlechter durch Beidnennung sowie die Verwendung geschlechtsneutraler Formulierungen.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Gendering
Women's Marches
Women’s Marches sind Protestmärsche für die Rechte von Frauen*. Der erste Women’s March fand am 21.01.2017 statt, am Tag nach Donald Trumps Amtseinführung. Daraus ist eine frauengeführte Bewegung geworden, die die politische Macht von Frauen* mobilisieren will, um gesellschaftliche Veränderungen zu kreieren, die die Rechte von Frauen*, Immigrant*innen, Arbeiter*innen, Menschen mit Behinderung und LGBTQIA Menschen stärken.
Quelle: https://www.womensmarch.com